NitrOlympX 2015 Hockenheim

Auch Tag Zwei der 30. Ausgabe der NitrolympX ist des großen Jubiläums würdig. Aus sportlicher Sicht wahrscheinlich einer der besten Renntage in der Geschichte der NitrolympX bisher. Die vollen Felder in allen Klassen können ihre angesetzten Qualifikationsläufe ohne große Unterbrechungen durchziehen. Vor voll besetztem Haus wird am zweiten Tag der Qualifikation deutlich: Hier geht es nicht um Zahntel, hier geht es um hundertstel und tausendstel Sekunden. In der Klasse Pro ET liegt Top Qualifier Dirk Kunold in seinem Käfer nur ein Tausendstel über seinem Index. Wer unter die Top 10 will darf nicht weiter als 27 Tausendstel von der vorgegeben Zeit entfernt sein. Diese Leistungsdichte zieht sich ebenso durch die Klassen Super Pro ET, Super Gas und Super Comp. Hier entscheidet weniger als ein Wimpernschlag, wer am Sonntag um die Pokale fährt, und wer nach Hause. 

Doch nicht nur die Sportsman Klassen zeichnen sich durch enge Felder und Dramatik aus. Selbst den den Top Fuel Dragstern ist das Feld so dicht zusammen, wie noch nie. Micke Kågered 4.227, Stig Neergaard 4.253, Liam Jones 4.256, Anita Mäkela 4.258, Duncan Micallef 4.291. Gerade mal sieben hundertstel Sekunden trennen die ersten Fünf am Ende des Tages. Publikumsliebling Urs Erbacher startet von Platz 7. Das wird den Schweizer nicht allzu sehr aus der Ruhe bringen, denn Urs ist jederzeit in der Lage mit der kompletten europäischen Elite mitzuhalten. Besonders am Renntag kennt Urs keine Gnade mit seien Gegnern und seinem Material. 

Pro Mod - die wildesten Fahrzeuge mit Türen sind in Hockenheim Liebling der Massen. Lange Burnouts und garantierter Nervenkitzel bei jedem Lauf. Ein Pro Mod macht nie was er soll. Auch hier erreichen die Fahrer trotz der extremen Temperaturen Spitzenzeiten. Am Sonntag wird Mats Eriksson mit einer 6.152 von Platz 1 ins Rennen gehen. Viele seiner Mitstreiter sind ihm dicht auf den Fersen, das wird ein spannender Renntag. 

Auch die Bikes können ihre anfänglichen Probleme vom Freitag beheben. Packende Duelle in jeder Kategorie. Das schnellste Bike auf der Rico Anthes Quatermile gehört dem Briten Ian King. In 6.143 reitet er seine Puma mit 324.12 km/h. durchs Ziel. Und am Sonntag ist sogar noch mehr drin. 

Getoppt werden kann die spannende Qualifikation nur durch eins: Die legendäre Saturday Night Show. Und die ist zum Jubiläum selbstverständlich noch lauter, spektakulärer und heißer. Man stelle sich ein Rockkonzert vor, nur doppelt so laut. Auf den ausverkauften Tribünen rasteten die Fans völlig aus während vor ihnen gleich sieben verschiedene Jet Dragster bis zu 30 Meter lange Flammen über den Asphalt blasen, das Motodrom vom Qualm unendlich langer Burnouts gefüllt wird, das Auge den Stunts am Himmel und auf dem Boden kaum noch folgen kann und der Körper abwechselnd zur Musik und dann wegen der Motoren zuckt. Nitro schwängert die Luft mit beissendem Duft, alle Sinne auf Anschlag. Dieses einmalige Gefühl: das Zittern und Beben durch Benzin-, Jet- und Raketenaggregate, Feuershow, Partystimmung und ein wenig Apokalypse. Das kann man niemandem erklären, der es nicht live gesehen hat.

Ein heißes Wochenende geht zu Ende auf der Rico-Anthes-Quatermile des Hockenheimring. Am heutigen Sonntag meint es Petrus ein wenig besser mit den Fahrern und Fans. Bei maximal 32°C fühlt es sich zumindest nicht mehr an, wie Drag Racing auf einer heißen Herdplatte. Die etwas kühleren Temperaturen, vor allem am frühen Morgen, wirken sich direkt auf die gefahrenen Zeiten und somit auch auf noch spannendere Läufe aus. Alle Klassen schaffen es bis zu zwei Zehntel, im Drag Racing eine halbe Ewigkeit, von ihren gefahren Zeiten zu radieren. 

Das Renngeschehen im Minutentakt ist durchaus wörtlich zu nehmen. Zwei Runden Sportsmann Racing, zwischendurch Pro Mods und FIM Bikes sorgen für einen spannenden und vor allem extrem kurzweiligen Vormittag. Der Brite Pel Norman in seinem V8 Ford Capri unterhält die Fans in der Klasse Super Pro ET mit riesigen Wheelies bis weit hinter die Ampel. 

Als dann die Top Fueler pünktlich um High Noon auf die Quatermile rollen, erfährt man das andere extrem im Drag Racing: Die gnadenlose Materialschlacht. In jedem Lauf werden Motoren geopfert. Es zählt nach der extrem engen Qualifikation am Renntag jede Pferdestärke, die die Tuner aus den 8000PS Motoren holen können. Entsprechend gehen einige Teams über die Grenzen ihres Materials hinaus. Feuer und Flammen, auch außerhalb der Showprogrammpunkte. 

Insgesamt ist es ein großer Tag in Sachen Motorsport. Entscheidungen fallen im Sekundentakt und oft liegen nur  Tausendstel Sekunden zwischen Sieg oder Niederlage. That’s Drag Racing. Trotzdem, viele Teams jubeln auch nach einem verlorenen Lauf: Die perfekt präparierte Rico-Anthes-Quatermile belohnt den Einsatz der Fahrer mit unzähligen neuen persönlichen Bestzeiten. Rennleiter Jerry Lackey hat nicht zuviel versprochen, als er die beste Strecke aller NitrolympX angekündigt hat. Lob von allen Seiten für die perfekte Arbeit des Teams des Hockenheimrings und deren Helfer vom Santa Pod Raceway.

Die kompletten Ergebnisse sind rechts als Dokumente bereit gestellt. Für alle die die Action live verpasst haben, gibt es den fantastischen Live Stream mit der kompletten Action des Tages auch im Nachhinein anzusehen. Die 30. Ausgabe der NitrolympX hat ein deutliches Zeichen gesetzt. Die vollen Starterfelder dürften im kommenden Jahr, am zweiten August Wochenende, noch voller werden. Also schon jetzt sollte sich jeder Race Fan ein dickes Kreuz in den Kalender machen. NitrolympX 2016 - bring it on! The biggest and baddest Drag Race in Europe.